Externe Beratung – was kann und soll sie leisten?

Eine kritische Auseinandersetzung mit der Rolle von Beratung im Kontext von VUCA und warum systemische Beratung von zentraler Bedeutung ist.

Einer zunehmenden Komplexität kann nur mit einer mehrdimensionalen Perspektive begegnet werden. In vielen Unternehmen, die sich einem dynamischen, komplexen Markt bewegen, steigt der Veränderungsdruck. Zugleich nimmt der Ruf des Managements nach schnellen und möglichst einfachen Lösungen zu. 

Von interner und externer Beratung wird erwartet, dass Sie passende Lösungen oder Rezepte präsentiert. Damit einher geht die Verführung für den Berater, diesem Ruf zu folgen und sich das Label „Wissender“, „Heilsbringer“ oder „Beratungsheld“ anzuheften. Das Management freut sich über solche Versprechen. Auch das Delegieren von Changemanagement hin zum mittleren Management oder an die Seite der Beratung ist gefährlich. Der vermeintliche Versuch, in einer VUCA-Welt mit trivialen Lösungen zu hantieren und Verantwortung zu delegieren kann aus meiner Sicht nur kurzfristig über die Problemlage helfen. Mittel- und langfristig sind schnelle Lösungen und unausgewogene Verantwortungsübernahme zum Scheitern verurteilt.

Nach wie vor sind 60-70 % der Change-Projekte in Unternehmen nicht erfolgreich.

Mein Ansatz als systemische Beraterin ist es, die zeitliche Dimension zu thematisieren und Führung konsequent zu 100% mit in die Verantwortung zu nehmen. Von der Auftragsklärung über die Planung und Implementierung von Veränderungsprozessen. Regelmäßige Reviewmeetings oder „Boxenstops“ zur Standortbestimmung mit dem Management sind zwei effektive Steuerungselemente.

Wenn Organisationen dafür keine Ressourcen bereitstellen, ist das für mich ein ernst zu nehmender Hinweis darauf, dass Projekte nicht konsequent oder nur oberflächlich bearbeitet werden. 

Im Laufe von Beratungsprozessen gilt es weiterhin immer wieder aufs Neue zu fragen, welche internen Mitarbeiter, Führungskräfte und welche Kunden oder Stakeholder eingebunden werden sollen.

Es fordert damit von Beteiligten mit multidimensionaler Perspektive, gutem Timing und professionellen methodischem Mix auf die Themen zu blicken. Das gelingt immer dann, wenn ich als Beraterin in der Lage bin, in diesem komplexen Feld die Weisheit von Gruppen zu aktivieren. Funktions- und hierarchieübergreifend Verantwortung durch aktive Beteiligung einzufordern, um an den notwendigen Stellhebeln der Veränderungen zu arbeiten ist nicht einfach, auch nicht kompliziert, sondern komplex.

Es fordert auch von externer Beratung mit Unsicherheit umgehen zu können und trotz „Nebel“ sicher durch den Prozess zu navigieren. Rezepte sind dafür nicht geeignet, sondern dienen der Ruhigstellung des Managements.